Faustino Bocchi (Brescia, 1659 – 1741)
Der Krieg der Pygmäen
Öl auf Leinwand, cm 45,5 x 61
Mit Rahmen, cm 64 x 78
Diese eigenartige und extravagante Darstellung eines Krieges zwischen Pygmäen wird dem künstlerischen Werk des Brescianer Malers Faustino Bocchi (1659-1741) zugeschrieben. Die lombardische Herkunft dieses Künstlers erklärt nur teilweise die Wahl, diese Art von Werken darzustellen, die in jenen Strang des bizarren und fantasievollen Experimentalismus fallen, zu dem Bocchi, sein Schüler Albrici und, etwas weiter zurückliegend, Arcimboldo sicherlich gehören. Der andere große Einfluss, der erkennbar ist, ist derjenige der Flamen, die im 17. Jahrhundert in Italien tätig waren und sich teilweise auf die Darstellung der sogenannten Bambocciate spezialisierten, d. h. Werke, die darauf abzielten, Alltagsszenen populärer Prägung darzustellen, die in Tavernen, auf ländlichen Festen oder auf städtischen Märkten angesiedelt waren. Im Unterschied zu den Anhängern der von Pieter van Laer gegründeten Schule hat Bocchi jedoch keine realistische Absicht und beschließt, seine Werke mit diesen winzigen Figuren zu füllen, die als Zwerge oder eben Pygmäen bezeichnet werden können, die damit beschäftigt sind, in den fantasievollsten und unvorstellbarsten Weisen zu kämpfen, zu feiern oder sich zu raufen, was den Szenen einen humorvollen und burlesken Ton verleiht. Das Kriegsmotiv stammt stattdessen von einem Landsmann Bacchis, nämlich Francesco Monti, genannt il Brescianino delle Battaglie (1646-1703), der sich eben auf Schlachtszenen spezialisiert hatte, aber auch mit dem Genre der Bambocciate verbunden war. Weitere Verbindungen zu Flandern bestehen über Angiolo Everardi, einen direkten Schüler von Monti und flämischer Familie, dank dem sich Bocchi den Genres des Stilllebens und insbesondere der Genreszenen näherte. Die Detailgenauigkeit, die Feinheiten und die grotesken Szenen wurden zu Bacchis Markenzeichen, der von vielen Kritikern wegen seiner Fantasie, der Akribie in den kleinen Details und seiner Bizarrerie mit Hyeronimus Bosch verglichen wurde. Obwohl es keinen direkten Kontakt zu den Werken des flämischen Meisters gab, der übrigens mehr als ein Jahrhundert vor Bocchi lebte, haben Gelehrte einen gemeinsamen Hintergrund in der Interpretation menschlicher Laster durch komische und extravagante Kreaturen identifiziert; während diese Botschaft bei Bosh offensichtlich ist, muss sie beim Brescianer Maler durch eine tiefere Lesart gesucht werden, da die Szenen eher einem fabelhaften und burlesken Geschmack als einem moralisierenden und religiösen nahe zu sein scheinen, was zu Berührungspunkten mit den Erzählungen der italienischen komischen Poesie führt. Der Stil ist sofort erkennbar, ebenso wie das Sujet, von dem es ein Original von Bocchi gibt, das sich heute in einer Privatsammlung befindet und die gleiche Komposition mit der Eidechse, der Schere, dem Bankett und dem Hintergrund mit dem Fluss und dem Turm aufweist. Obwohl die Farben hier weniger nuanciert und heller sind und die Konturen stärker und deutlicher sind, sind die Figuren und die gesamte Komposition mit sklavischer Genauigkeit ausgeführt.