19. Jahrhundert
Frauenporträts
(2) Öl auf ovalem Holz, 37 x 28,5 cm
Rahmen, 40,5 x 31 cm
Das vorliegende Porträtpaar zeigt zwei Frauen, die dem Betrachter direkt zugewandt sind. Der zwinkernde und entschlossene Blick wird durch den verwendeten Pinselstrich verstärkt, der peitschend und engagiert von vibrierender Intensität ist. Der Künstler hat sich für einen dunkelroten Hintergrund für die eine und einen goldenen für die andere entschieden. Ein übertriebenes Helldunkel verstärkt die dramatische Intensität der Porträts und platziert sie in der Tradition der veristischen Produktion des 19. Jahrhunderts. Der Wunsch des Künstlers, die Frauen mit lebendigem Realismus darzustellen, zeigt sich in den lachenden Grübchen der einen und dem intensiven Blick der anderen.
Die Porträtpraxis erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der Etablierung des Bürgertums eine entscheidende Wende. Giovanni Fattori, Silvestro Lega, Adriano Cecioni und andere, wie Diego Morbelli später schrieb, bereicherten die jahrhundertealte Tradition des formalen bürgerlichen Porträts mit einer erneuerten psychologischen Introspektion in der ästhetischen und perzeptiven Wiedergabe der porträtierten Personen. Das erneuerte Interesse am Alltagsleben, das an die charakteristische folkloristische Tradition erinnert, fand eine breite Verbreitung sowohl durch das Privatstudio der Künstler als auch durch eine erneuerte Sammlungsforschung, die von den brillantesten und innovativsten Köpfen der Epoche vorangetrieben wurde. Zweitrangige Porträtmaler wie Emilio Longoni, der um die Jahrhundertwende tätig war, nahmen das prickelnde Erbe dieser unbeschwerten Jahre auf und steigerten dessen engagierte Bedeutung hin zu einer entschiedeneren dramatischen Introspektion.