ITALIENISCHE ODER DEUTSCHE SCHULE, UM 1900
TAMINO SPIELT DIE ZAUBERFLÖTE
Radierung auf Büttenpapier
Platte: 20 × 13 cm / 7,87 × 5,12 Zoll
Blatt: 25,5 × 20 cm / 10,04 × 7,87 Zoll
PROVENIENZ
Privatsammlung, Wien
ÜBER DEN DRUCK
Diese fein gearbeitete Radierung, die wahrscheinlich um 1900 entstanden ist, zeigt einen lyrischen und dramatischen Moment aus Wolfgang Amadeus Mozarts Die Zauberflöte: den jungen Prinzen Tamino, der die Zauberflöte spielt, um die monströsen Bestien zu zähmen, die ihn bedrohen. Die Komposition greift auf die romantische Faszination für die Macht der Musik zurück, zu beruhigen, zu zivilisieren und zu bezaubern, und spiegelt die tiefen aufklärerischen Ideale wider, die in Mozarts Oper verwoben sind.
Tamino ist auf einer felsigen Anhöhe im Profil dargestellt, ganz versunken in seine Musik. Um ihn herum winden und winden sich fantastische Kreaturen, die durch die unsichtbare Kraft der Musik vorübergehend besänftigt werden. Die gravierte Linie ist frei, aber sicher und unterstreicht die emotionalen Gegensätze – zwischen Ruhe und Chaos, Schönheit und Monstrosität –, die im Mittelpunkt dieser Opernszene stehen.
KULTURELLER KONTEXT
Die Zauberflöte, die 1791 uraufgeführt wurde, ist viel mehr als ein Märchen: Sie ist eine Allegorie der Initiation, des Wissens und der Tugend, durchdrungen von freimaurerischer Symbolik und aufklärerischen Idealen. Der hier dargestellte Moment ist zentral für das Thema der Oper: die Harmonie, die die Angst durch Musik und innere Stärke besiegt.
Dieser Stich ist wahrscheinlich das Werk eines Künstlers des Fin de Siècle, der vom Symbolismus oder dem Jugendstil beeinflusst wurde, Bewegungen, die sich oft von literarischen und musikalischen Quellen inspirieren ließen. Die wilden, traumhaften Formen und die ausdrucksstarke Anatomie deuten auf eine Hand aus Mittel- oder Nordeuropa hin – möglicherweise österreichisch oder deutsch.
EIN OBJEKT FÜR SAMMLER
Klein, selten und eindrucksvoll wird diese Radierung Sammler von Opern-Ikonographie, Jugendstil oder Grafiken des frühen 20. Jahrhunderts begeistern. Sie ist eine zarte Hommage an eine der beliebtesten Szenen der westlichen Oper und fängt den Moment ein, in dem es der Kunst gelingt, das Monströse, wenn auch nur für einen Moment, zu besiegen.
Besonderer Dank gilt Tobias Kampf für seine Hilfe bei der Identifizierung des Motivs.