CHRISTOPH DIETELL
ALBERTUS II SAPIENS
CHRISTOPH DIETELL
Alto Palatinato 1690 – Graz 1764
Radierung auf vergé-Papier, signiert Christ. Dietell sculpsit Graecy
27,5 × 17 cm / 10,8 × 6,7 Zoll; gerahmt: 40,5 × 29,5 cm / 15,9 × 11,6 Zoll
Montiert auf cremefarbenem Passepartout und präsentiert in einem Ebenholzrahmen, Österreich, um 1890
HERKUNFT
Privatsammlung, Wien
EIN PORTRÄT DES IMPERIALEN ERBES
Die Gravur von Christoph Dietell, die Albertus II Sapiens darstellt, bietet einen seltenen und raffinierten Ausdruck des österreichischen Historismus des 18. Jahrhunderts. Eingeschlossen in eine kunstvolle architektonische Kartusche und gekrönt mit dem heraldischen Mantel der kaiserlichen Würde, evoziert dieses Profilporträt nicht nur das Prestige des Subjekts, sondern auch die kulturellen Bestrebungen der habsburgischen Wiederbelebung im frühneuzeitlichen Graz.
ALBRECHT II. VON HABSBURG (1397–1439)
Der in Wien geborene Albrecht II. (bekannt als Albrecht V. als Herzog von Österreich) war der erste Habsburger, der die Kronen von Österreich, Ungarn, Böhmen und Deutschland vereinigte. Er erbte Österreich im Alter von sieben Jahren und bewies schnell Regierungstalent, indem er die zentrale Autorität stärkte und sich mit Kaiser Sigismund verbündete. Die Heirat mit Sigismunds Tochter Elisabeth von Luxemburg brachte ihn ins Zentrum der dynastischen Dynamiken Mitteleuropas.
Nach dem Tod des Kaisers im Jahr 1437 wurde Albrecht zum König von Ungarn, dann von Böhmen und schließlich von Deutschland gewählt und legte so den Grundstein für die kaiserliche Vorherrschaft der Habsburger in den kommenden Jahrhunderten. Seine Herrschaft, obwohl kurz, war entscheidend: Er führte Feldzüge gegen die Hussiten und die Osmanen und erließ antijüdische Dekrete, die zu Massenvertreibungen aus österreichischen Gebieten führten. Er starb plötzlich während eines Feldzugs in Ungarn im Jahr 1439.
Seine Witwe Elisabeth brachte posthum ihren Sohn Ladislaus Postumus zur Welt, der die Kronen von Österreich, Böhmen und Ungarn erben sollte, wenn auch nicht ohne Konflikte. Ihre Tochter Elisabeth heiratete den König von Polen, Kasimir IV., und stärkte so die dynastischen Bande zwischen den Habsburgern und den Jagiellonen. Durch diese Verbindung gelangte das Blut der Habsburger in die Herrscherhäuser von Polen und Litauen und beeinflusste die Geopolitik Osteuropas über Generationen hinweg.
CHRISTOPH DIETELL (1690–1764)
Christoph Dietell, Kupferstecher und Schriftstecher, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in den habsburgischen Gebieten tätig war, wurde am 8. März 1690 in der Oberpfalz in Bayern geboren, aber seine künstlerische Ausbildung und seine berufliche Identität waren fest in der österreichischen Umgebung verwurzelt. Als Sohn des Graveurs Stephan Dietell erhielt Christoph von jungen Jahren an eine strenge technische Ausbildung. Seine Vorbereitung wurde durch ein Studium an der Universität Wien ergänzt, wo er als civis academicus registriert war und den visuellen und zeremoniellen Bedürfnissen der Institution diente.
In den frühen 1730er Jahren zog Dietell nach Graz, zu dieser Zeit ein bedeutendes regionales Zentrum für kirchliche und weltliche Mäzenaten. Dieser Umzug erwies sich als entscheidend: Hier entwickelte sich seine reife Karriere und hier wurde sein Name mit einer breiten gedruckten Produktion verbunden, von kartografischen Gravuren bis hin zu Andachtsbildern. Die stilistische Klarheit und der hohe Grad der Ausarbeitung seiner Werke zeugen von einer technischen Kompetenz in Verbindung mit einem feinen Gespür für die expressiven Bedürfnisse der religiösen und historischen Ikonographie.
Seine Werke sind oft signiert Christ. Dietell sculpsit Graecy, ein Hinweis nicht nur auf den Autor, sondern auch auf die starke Verbindung zu seiner Wahlheimat. Graz bot Dietell eine vielfältige Kundschaft: von Jesuitenkollegien über den lokalen Adel bis hin zum wachsenden Markt für private Andachtsdrucke — ein Publikum auf der Suche nach schützenden Amuletten und visuellen Bestätigungen des Glaubens.
Er starb 1764 in Graz und sicherte sich einen — wenn auch bescheidenen — Platz in der Geschichte der österreichischen Gravur. Sein Erbe wurde, zumindest teilweise, von seinem Bruder Franz Ambrosius Dietell weitergeführt, der ebenfalls als Graveur in Wien tätig war. Heute bleiben die Werke von Christoph Dietell — insbesondere diejenigen, die mit Graz verbunden sind — als Zeugnis des kulturellen Lebens der österreichischen Provinzen und der anhaltenden Faszination des Andachtsdrucks im 18. Jahrhundert.