DEUTSCHER MALER, Umkreis von Johann Heinrich Tischbein, um 1752–1755
PORTRÄT VON WILHELMINE VON HESSEN-KASSEL, PRINZESSIN VON PREUSSEN, ALS DIANA
Öl auf Leinwand, signiert «W.» auf dem Halsband des Hundes
39 × 46 cm / 15,4 × 18,1 in, gerahmt 54 × 61 cm / 21,3 × 24 in
PROVENIENZ
Frankreich, Privatsammlung
Dieses exquisite Porträt zeigt Wilhelmine von Hessen-Kassel (1726–1808) kurz nach ihrer Hochzeit im Jahr 1752 mit Prinz Heinrich von Preußen, dem jüngeren Bruder Friedrichs des Großen. Das zwischen 1752 und 1755 entstandene Gemälde weist deutliche stilistische Ähnlichkeiten mit Johann Heinrich Tischbein auf — insbesondere mit dem berühmten Porträt Wilhelmines, das heute im Schloss Wilhelmsthal aufbewahrt wird — und reiht sich voll und ganz in die Tradition des deutschen Hofporträts der Mitte des 18. Jahrhunderts ein.
Die Prinzessin ist als Diana, die Göttin der Jagd, dargestellt, eine klassische Figur, die oft mit Keuschheit, Stärke und Autonomie assoziiert wird. Diese allegorische Wahl dient nicht nur dazu, den Rang der Protagonistin zu erhöhen, sondern auch ihre kulturelle Identität und die Art und Weise, wie sie wahrgenommen werden wollte, hervorzuheben: stolz, gebildet und vertieft in die symbolische Sprache der Aristokratie und der Tugend. Das prunkvolle, bestickte Kleid, die Anwesenheit der Windhunde und des schwarzen Pagen in Livree tragen dazu bei, ein zeremonielles und kosmopolitisches Bild zu schaffen, das typisch für die fürstlichen Höfe ist.
Die Zuschreibung an einen Maler aus dem Umkreis von Tischbein wird durch die Qualität der Stofflichkeit, die Klarheit der Zeichnung und die harmonische Komposition unterstützt — alles Elemente, die die frühen Werke des Künstlers auszeichnen. Das fein modellierte Gesicht, die glänzenden Stoffe und die gekonnte Lichtführung erinnern an die malerische Eleganz der Kasseler Schule.
Wilhelmine, die im Hause Hessen geboren wurde, war bekannt für ihre Schönheit und Intelligenz. Obwohl die Ehe mit Prinz Heinrich ohne Erben blieb und von persönlicher Distanz geprägt war, behielt sie eine bedeutende Rolle am preußischen Hof, wo sie auch nach der Trennung weiterhin residierte. Im fortgeschrittenen Alter wurde sie als eine Frau mit lebhaftem Geist, großer Ausstrahlung und brillanter Konversation beschrieben und hinterließ einen starken Eindruck bei ihren Zeitgenossen.
Dieses Porträt bietet nicht nur einen Einblick in die Ikonographie aristokratischer Weiblichkeit, sondern auch ein seltenes Zeugnis einer unabhängigen und komplexen Figur, die von den kulturellen Strömungen der Aufklärung und dem prunkvollen Zeremoniell Preußens unter Friedrich dem Großen geprägt wurde.