JOSEPH STÖBER, NACH JAN DAVIDSZ. DE HEEM
ALLEGORIE DER EUCHARISTIE IN EINEM BLUMEN- UND FRÜCHTEKRANZ
JOSEPH STÖBER
1768 – 1852
Radierung mit Stichel auf Papier, signiert: J. D. de Heem pinx. / Jos. Stöber sc.
35,5 × 28,5 cm / 14 × 11,2 in; gerahmt: 57 × 48 cm / 22,4 × 18,9 in
PROVENIENZ: Privatsammlung, Wien
Dieser exquisite Druck, ausgeführt von dem österreichischen Künstler Joseph Stöber (1768–1852), ist eine äußerst genaue Wiedergabe einer der symbolträchtigsten Kompositionen von Jan Davidsz. de Heem, einem berühmten Meister des holländischen Barock-Stilllebens. Im Zentrum der Szene befindet sich ein strahlender eucharistischer Kelch, der in eine architektonische Nische eingefügt und von einem üppigen Kranz aus Früchten, Blumen und Blättern umgeben ist – eine barocke Krone, in der sich die visuelle Fülle mit der theologischen Dimension verbindet.
Die Komposition gehört zu dem Genre, das als Pronkstilleven bekannt ist – also „prunkvolles Stillleben“ –, in dem die natürlichen Formen eine rituelle und symbolische Resonanz annehmen. Die Trauben, Granatäpfel, das Getreide, das Brot und die Tulpen erinnern an die Passion Christi, das Sakrament der Eucharistie, die Jungfrau Maria und das Opfer des Lammes.
Stöber gibt die Fülle der Texturen meisterhaft wieder: Das Blatt wird durch die Feinheit der Gravur zum Leben erweckt, wobei Blätter, Trauben und Früchte fast greifbar erscheinen. Während er die ursprüngliche Struktur und Symbolik von de Heem beibehält, verstärkt die monochrome Sprache des Drucks den Trompe-l'œil-Effekt und führt zu einem raffinierten grafischen Illusionismus.
Das erneute Interesse an Bildern dieser Art im 19. Jahrhundert erklärt sich nicht nur durch die anhaltende Popularität von de Heem, sondern auch durch die Neuinterpretation seiner visuellen Sprache in unterschiedlichen kulturellen Kontexten. Der polnische Kunsthistoriker Antoni Ziemba, bekannt für seine eingehenden Studien zur Ikonographie und visuellen Wahrnehmung in der niederländischen Malerei – insbesondere in seinem Werk I. Miedzy opisem a iluzja rzeczywistosci. Wprowadzenie do sztuki holenderskiej (Zwischen Beschreibung und Illusion der Realität. Einführung in die niederländische Kunst) – betont, wie diese Blumen- und Früchtekränze, die in der katholischen Tradition der Südprovinzen entstanden sind, im protestantischen Norden neue Bedeutungen annahmen: Sie behielten nicht nur eine heilige Aura, sondern verwandelten sich in eine Art ironische Verherrlichung des Alltags, einen „sakralisierten Realismus“.
Das Werk wird in einem raffinierten vergoldeten Rahmen aus dem 20. Jahrhundert mit breitem Passepartout präsentiert, der seinen feierlichen Charakter hervorhebt und seine kontemplative und sammlerische Berufung unterstreicht.