UNBEKANNTER KÜNSTLER (im Kreis von Cornelis Dusart?)
GENRESZENE IM STIL VON VAN OSTADE
Niederlande, frühes 18. Jahrhundert
Aquarell und Tinte auf Papier, auf Karton aufgebracht
16,5 × 24,5 cm; gerahmt: 43 × 35 cm
PROVENIENZ
Privatsammlung, Paris
Diese bezaubernde Genredarstellung im Geiste von Adriaen van Ostade (1610–1685) ist ein lebendiges Beispiel für die retrospektive Anziehungskraft der Malerei des niederländischen Goldenen Zeitalters. Die Komposition, die in einer typischen Taverne angesiedelt ist, zeigt rauchende Pfeifen, Krüge, Kinder, die auf dem Boden spielen, und Bauern, die in entspannte Gespräche vertieft sind. Die Zeichnung stammt wahrscheinlich aus den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, einer Zeit, die von einer erneuten Begeisterung für das Werk Van Ostades geprägt war, und spiegelt nicht eine bloße Nachahmung wider, sondern den Versuch, dessen Wesen einzufangen.
Der anonyme Künstler interpretiert die Bildsprache Van Ostades frei: vereinfachte Formen, ein feines Helldunkel, alltägliche Themen und eine lebendige Komposition deuten auf den Einfluss nicht nur des Meisters, sondern auch seiner unmittelbaren Nachfolger hin — insbesondere Cornelis Dusart (1660–1704). Dusart war von 1675 bis 1679 Schüler von Van Ostade und Mitglied der St.-Lukas-Gilde von Haarlem. Er ist bekannt für seine raffinierten, farbigen Zeichnungen von Bauerntypen, die mit expressiver Synthese und starker Charakterisierung ausgeführt sind.
Van Ostade nimmt einen einzigartigen Platz in der Kunstgeschichte als großer Genremaler und Innovator ein. Mehr als nur ein Chronist des Landlebens entwickelte er eine neue Bildsprache, in der die einfachen Motive Poesie, Atmosphäre und psychologische Tiefe gewinnen. Wie Arnold Houbraken schrieb, malte Van Ostade „das ganze Bauernleben“ und tat dies „auf natürliche Weise“. Seine Popularität wuchs zu Lebzeiten stetig und nahm nach seinem Tod erheblich zu. Hofstede de Groot betonte die Schwierigkeit, sein Vermächtnis zu quantifizieren: „seine Gemälde übersteigen 900“, von denen nur 104 signiert und datiert sind. Bereits im 18. Jahrhundert zahlten Sammler beträchtliche Summen: „1750 — 40 Pfund Sterling; ein Jahrhundert später — 1.000; und 1876 zahlte Lord Dudley 4.120 Pfund Sterling für ein rustikales Interieur.“
Diese Zeichnung ist nicht nur eine Hommage an den Stil Van Ostades, sondern auch eine kreative Neuinterpretation seines Vermächtnisses durch die grafische Sprache des folgenden Jahrhunderts. Die Komposition, die Anordnung der Figuren und die bewusst „rustikalen“ Typen zeugen von der tiefen Durchdringung der Ästhetik Van Ostades in die visuelle Kultur des 18. Jahrhunderts.
Die Präsentation des Werks erhöht seinen Reiz: ein raffinierter geschnitzter Rahmen aus dem 18. Jahrhundert, begleitet von einem eleganten Passepartout, verwandelt das Blatt in ein dekoratives Objekt, das jede Sammlung oder Umgebung bereichern kann.