VINCENZ GEORG KININGER
DA KOMMT ER!
VINCENZ GEORG KININGER
Regensburg 1767 – Wien 1851
In Braun gedruckter Stich, in Punktier- und Roulette-Technik, nach einer Zeichnung von Kininger, gestochen von Weiss. Signiert "Voilà qu’il passe!", "A Vienne aux Bureau des Arts et de l’Industrie, 1803", "Dessinée par Kininger", "Gravé par Weiss."
33 × 27 cm, mit Rändern 38 × 31 cm
PROVENIENZ
Privatsammlung, Wien
In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts durchströmte eine Welle der Anglophilie das kontinentale Europa, genährt von der kulturellen Faszination und dem politischen Gewicht Großbritanniens innerhalb der anti-napoleonischen Koalition. In Wien äußerte sich dies in einem Geschmack für raffinierte und sentimentale Bilder, im Einklang mit der Ästhetik von Angelica Kauffman und Maria Cosway — zwei bahnbrechenden Künstlerinnen, deren Werke die Werte der Sensibilität, der häuslichen Tugend und einer zarten Weiblichkeit verkörperten.
Dieser Stich, mit warmer brauner Tinte in Punktier- und Roulette-Technik gedruckt, spiegelt das Aufkommen einer weicheren und malerischeren grafischen Sprache wider, die für den Druck um 1800 typisch ist. Die Intimität der ovalen Komposition, die anmutige Pose des jungen Mädchens und der sanft anekdotische Ton ordnen das Bild vollständig in die visuelle Tradition dieser Zeit ein.
Die Zeichnung stammt von Vincenz Georg Kininger, einem Wiener Künstler, der für seine eleganten Genreszenen, Porträts und Buchillustrationen bekannt ist. Kininger, der auch als Graveur, Miniaturist und Lehrer tätig war, verstand es, die sentimentale Stimmung seiner Zeit mit Anmut und Präzision einzufangen. Die Platte wurde von Weiss gestochen und 1803 vom Bureau des Arts et de l’Industrie in Wien veröffentlicht.
Der Titel Voilà qu’il passe ! („Da kommt er!“) fügt der Szene eine subtile narrative Note hinzu, die einen flüchtigen romantischen Moment oder einen zärtlichen Abschied andeutet. Der Druck ist signiert mit „Dessinée par Kininger“ und „Gravé par Weiss“, was Kininger als Zeichner und Weiss als Graveur ausweist. Er wurde 1803 in Wien vom Bureau des Arts et de l’Industrie veröffentlicht, einem der raffiniertesten und aktivsten Druckverlage der Kaiserzeit, wie in der Inschrift unter dem Bild angegeben ist.