JOHANN GEORG WEIKERT zugeschrieben
PORTRÄT DER FÜRSTIN JOSEPHA SOPHIE VON LIECHTENSTEIN (1776-1848), GEBORENE LANDGRÄFIN ZU FÜRSTENBERG-WEITRA
JOHANN GEORG WEIKERT
Wien 1743/5 - 1799 Wien
Öl auf Leinwand
58 x 46 cm / 22,8 x 18,1 Zoll, gerahmt 69 x 57 cm / 27,2 x 22,4 Zoll
PROVENIENZ
Österreich, Privatsammlung
Im April 1792 fand in Wien eine der prunkvollsten Hochzeiten der damaligen Zeit statt: Johann I. Joseph von Liechtenstein (1760–1836) heiratete die Landgräfin Josepha von Fürstenberg-Weitra (1776–1848). Die Bedeutung dieser Verbindung wurde noch dadurch unterstrichen, dass der ältere Bruder des Bräutigams, Fürst Aloys I., keine Erben hinterließ – so sicherte gerade dieser Zweig der Familie Liechtenstein die Kontinuität der Dynastie. Laut den erhaltenen Dokumenten erwartete Fürstin Josepha ihr erstes Kind, das im September 1793 geboren wurde. Das vorliegende Porträt entstand vermutlich in der Zeit zwischen der Hochzeit und der Geburt, vermutlich zwischen 1792 und 1794.
Die aristokratische Wiener Gesellschaft jener Zeit, mit ihren prunkvollen Bällen und Empfängen, erregte die Aufmerksamkeit ganz Europas. Die französische Malerin Élisabeth Vigée Le Brun, die sich in Wien aufhielt, lobte in ihren «Souvenirs» unaufhörlich die Schönheit und Eleganz der Wiener Damen. Zwei charakteristische Auszüge bezeugen dies:
«On ne saurait se faire une idée de la prodigieuse quantité de femmes jolies qu’il y avait à Vienne; elles y surpassaient celles de Paris par la beauté, et je crois qu’elles étaient aussi coquettes que nous.»
(Man kann sich keine Vorstellung von der ungeheuren Anzahl hübscher Frauen in Wien machen; sie übertrafen die Pariserinnen an Schönheit, und ich glaube, sie waren auch genauso kokett wie wir.)
«La cour de Vienne m’a paru charmante; la vie y était fort animée, et l’on y donnait des fêtes superbes. Les dames, en particulier, se distinguaient par une élégance rare et un goût prononcé pour la parure.»
(Der Wiener Hof erschien mir bezaubernd; das Leben war sehr lebhaft, und es wurden großartige Feste gegeben. Die Damen zeichneten sich insbesondere durch eine seltene Eleganz und einen ausgeprägten Geschmack für Schmuck aus.)
Diese Zeugnisse der Wiener Elite finden eine deutliche Entsprechung in der Darstellung der jungen Fürstin Josepha. Ihre Kleidung und ihre Frisur – insbesondere das kleine Tuch im «türkischen» Stil, das nach dem Russisch-Türkischen Krieg (1787–1791) in Europa eingeführt wurde – zeugen von der Begeisterung für exotische Einflüsse, die am Hof von Kaiser Franz II. sehr en vogue waren. Darüber hinaus trug der florierende Markt für französische Stoffe, die für ihren Motiv- und Qualitätsreichtum bekannt waren, maßgeblich zur Verbreitung dieser Trends bei und verlieh der Wiener Mode eine raffinierte und innovative Note.
Das Porträt wird Johann Georg Weikert (1743/5–1799) zugeschrieben. Der in Wien geborene Weikert wurde vom Hofmaler Martin van Meytens ausgebildet, eine Erfahrung, die seinen Weg als Meister des Porträts und der religiösen Malerei tiefgreifend prägte. Sein Werk umfasst zahlreiche Auftragsporträts des Wiener Adels sowie Altarbilder und Dekorationen für Kirchen der österreichischen Monarchie.
In einer Zeit, in der Josef Grassi und Giovanni Battista Lampi Wien verließen, etablierte sich Weikert als der führende Porträtmaler der Hauptstadt. Sein Stil setzt die von van Meytens begründete Tradition mit einem dramatischen Einsatz von Hell-Dunkel und einer zurückhaltenden, überwiegend monochromen Farbpalette fort. Der kurze Kontakt mit dem Werk von Élisabeth Vigée Le Brun hinterließ jedoch einen deutlichen Eindruck, der sich in der Übernahme neuer Kompositionstechniken manifestierte. In diesem Porträt bietet eine fast frontale Komposition – die von Vigée Le Brun so geschätzt wurde – eine gefühlvolle Darstellung der jungen Gemahlin, die an die stilistischen Nuancen der französischen Malerin erinnert. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich auf den Blick der Fürstin: der warme Farbton ihres Gesichts, die zarten Übergänge von Licht und Schatten um die Augen und die leichte Neigung des Kopfes verleihen dem Ganzen einen Eindruck unmittelbarer Lebendigkeit und unterstreichen gleichzeitig ihren hohen Rang. Die Präsenz des «türkischen» Tuchs und die leichte Drapierung eines grünen Mantels bringen eine exotische und raffinierte Note ein, die die weit verbreitete Faszination für den Orient in aristokratischen Kreisen widerspiegelt.
Die Ikonographie der Fürstin ist durch mehrere Porträts, die in den Sammlungen der Fürsten von Liechtenstein aufbewahrt werden und ungefähr im gleichen Zeitraum entstanden sind, gut bekannt. Das erste ist eine exquisite Miniatur von Füger, in der die Fürstin als Braut dargestellt ist. Das zweite Porträt, auf dem sie einige Jahre älter erscheint und das eine kompositorische Ähnlichkeit mit unserem Werk aufweist, wird einem unbekannten Meister zugeschrieben, obwohl es stilistisch auf das Werk von Weikert zurückgeführt werden kann.