Christian Gottfried Schneider, mit zuverlässiger Zuschreibung, Schlesien, 18. Jahrhundert, zweite Hälfte, um 1765-70. Außergewöhnlicher und äußerst seltener Kelch aus dem 18. Jahrhundert, fein geschliffen mit allegorischer Szene in einem Schlosspark. Junge Adlige unterhalten sich und spielen das "Blinde Kuh Spiel" im Park eines prächtigen Schlosses. Auf der Rückseite des Kelches die Inschrift im Altdeutschen "Durch dieses Wenige erzeig ich meine Pflicht den dero(?) Gultigkeit erzetzt mal hier gebricht" = Mit so wenig erziehe ich mich zur Pflicht, deren Wert (Moral) den Mangel (des Pflichtgefühls) ausgleicht. Das Werk ist von einem Druck des französischen Künstlers C.N. Codin inspiriert, der wiederum von einem Gemälde von Nicholas Lancret inspiriert wurde. Eine Kopie dieses Druckes befindet sich in der grafischen Sammlung des Museums Albertina in Wien (siehe Foto am Ende der Seite). Prachtvolles Werk in ausgezeichnetem Erhaltungszustand ohne Restaurierungen. Ein hoher, von diesem Autor geschliffener Kelch mit der gleichen Szene, aber aus der Mitte des Jahrhunderts, wird in Zürich aufbewahrt und ist Teil der bedeutenden Sammlung Franz Biemann, die teilweise kürzlich vom Auktionshaus Bohnams in London verkauft wurde. Dieser Kelch (dessen Szene mit der unseres Kelches unten verglichen wird) wurde in der wichtigen Ausstellung "Sammlung Biemann" im Museum von Köln im August 1978 ausgestellt. Veröffentlicht im dazugehörigen Katalog auf den Seiten 50 und 51. Höhe cm. 15, Breite 8,5.
Christian Gottfried Schneider 1710 - 1773 wurde in Warmbrunn (Schlesien, Riesengebirge, heute polnische Seite) geboren, lebte und starb dort. Er gilt als einer der größten Vertreter der Schleifkunst des 18. Jahrhunderts in Schlesien.
Literatur: Licht und Farbe von Rudolf von Strasser und Sabine Baumgaertner ab Seite 266; Glasssammlung Helfried Krug von Helfried und Jopie Krug, Düsseldorf 1973 ; Schlesisches Glas, Dietmar Zoelder, Würzburg 1996 ; The Legend of Bohemian Glass: A Thousand Years of Glassmaking in the Heart of Europe , Antonin Langhamer, Zlin (CZ). Brigitte Klesse, Glassammlung Helfried Krug (1965), p.184, no.168 Gustav Weiss, Gläserbuch (1966), p.167. B. Klesswe e A. V. Saldern, Sammlung Biemann, austellung 500 Jahre Glaskunst, museo di Colonia, Germania
Blinde Kuh ist ein traditionelles Kinderspiel, das in vielen Ländern der Welt verbreitet ist. Es wird im Freien oder in einem ausreichend großen, leeren Raum gespielt. Ein zufällig ausgewählter Spieler wird verbunden (und wird somit zur "blinden Kuh") und muss versuchen, die anderen zu berühren, die sich frei im Raum bewegen können. In der häufigsten Variante nimmt derjenige Spieler seinen Platz ein, den die "Kuh" berührt. Einige Varianten sehen vor, dass die "Kuh" den gefangenen Spieler erkennen muss (ohne die Augenbinde abzunehmen), damit der Fang wirksam ist. Es ist ein altes Spiel; der römische Schriftsteller Macrobius erwähnte es im 5. Jahrhundert und nannte es "Kupferfliege". Es ist auch bekannt, dass das Spiel im viktorianischen England sehr beliebt war, wo es indoor (in geschlossenen Räumen) gespielt wurde. Es wird in vielen Ländern der Welt unter verschiedenen Namen gespielt; auf Englisch ist es als Blind Man's Buff (Vereinigtes Königreich und Irland) oder Blind Man's Bluff (Vereinigte Staaten) bekannt; auf Deutsch als Blinde Kuh (Deutschland und Österreich).