Nordböhmen, Riesengebirge, drittes Viertel des 18. Jahrhunderts. Bedeutende Flasche, meisterhaft am Rad geschliffen als Feier der Allianz zwischen den beiden wichtigen Familien des böhmischen und österreichischen Adels. Radschliff in Tiefschnitttechnik, d.h. die als Tief- oder Reliefschnitzerei bezeichnete Technik. In Anbetracht des Themas und der Qualität des Schliffs ist dieses Werk wahrscheinlich der Werkstatt oder dem Umfeld der Familie Winter in Petrsdorf in Schlesien zuzuordnen, das heute auf der polnischen Seite des Riesengebirges liegt. Die mythologischen und zoomorphen Motive, die Akanthusranken, die Rokokokringel mit Anklängen an den Klassizismus des 18. Jahrhunderts deuten auf eine Datierung in das volle 18. Jahrhundert hin. Die bekannte Geschichte dieser beiden wichtigen Familien des böhmischen bzw. österreichischen Adels könnte jedoch die Datierung des Werkes in das dritte Viertel des 18. Jahrhunderts verschieben. Die Ikonographie ist herrlich reichhaltig. Auf einer Seite stützen in einem Wirbel aus floralen Motiven und Kringeln eine Maske und zwei Telamonen die Wappen der beiden durch Freundschaft vereinten Familien. Darüber Eros, Gott der Liebe und Freundschaft, dargestellt mit Pfeil und Bogen, um den Schutz der Freundschaft und Allianz darzustellen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Werkes das Monogramm CM. Maße: maximale Höhe cm. 29, ohne Verschluss 23,5, breit 12 cm und tief 8 cm. In ausgezeichnetem Erhaltungszustand. Zum Zeitpunkt passende Patina. Literatur Rudolf von Strasser, Sabine Baumgaertner, Licht und Farbe, Die Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien, S. 284 lesen wir: "Die Putten des Kelches aus der Sammlung von Rudolf von Strasser, der Friedrich Winter zugeschrieben wird, weisen eine liebevolle Ausführung auf. Das Haar in Strähnen und die harmonischen Körper. Die Putten sind ein Symbol der Schnitzer des Riesengebirges. Nicht nur Friedrich Winter, sondern auch sein Bruder Martin glänzten durch die Anfertigung von in Basrelief geschnitzten Putten". Die Familie Winter bekleidete eine geehrte Position als Glasbildhauerfamilie am Hofe des Grafen Christof Leopold Schaffgotsch in Schlesien, das an der Grenze zwischen Böhmen und dem modernen Polen lag. 1688 förderte der Graf die Einrichtung einer Werkstatt mit Werkzeugen zum Gravieren von Glas mit Wasserkraft; Friedrich Winter leitete und unterstützte zehn bis zwölf Graveure, die die Arbeit auch nach seinem Tod fortsetzten. Die große Fähigkeit dieser Künstler war eine Quelle des Stolzes für den Grafen Schaffgotsch, der ihre Arbeit durch ein besonderes Dekret schützte. In Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Neuen Kodex für Kulturgüter legt die Verkäuferfirma gleichzeitig mit dem Verkauf eine detaillierte schriftliche Fotogarantie für die Originalität und Herkunft der verkauften Werke vor. Die Daten, mit denen die Werke beschrieben werden und die dann in den schriftlichen Garantien enthalten sind, sind ausdrückliche Feststellungen, die das Ergebnis sorgfältiger, eingehender und dokumentierter technisch/historisch/künstlerischer Untersuchungen sind.