Coiffeuse (Toilettes) von Francois Reizel, 1764-88. Aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Übergang Ludwig XV. - XVI., ca. 1870.
Gestempelt F. Reizell, Frankreich, Paris und JME markiert.
Materialien: Palisander, Rosenholz, Veilchenholz, ziseliertes und vergoldetes Bronzedekor, originale, vergoldete Beschläge.
Maße: cm H 69,5 x 79,5 x 46
COIFFEUSE
Die Coiffeuse ist ein kleines, multifunktionales Möbelstück, das hauptsächlich der Toilette von Damen gewidmet ist und im 18. Jahrhundert, insbesondere in der Rokokozeit, ihren Erfolg feiert. Sie verfügt über verschiedene Fächer und Schubladen. Die klassische Form etablierte sich Mitte des 18. Jahrhunderts und besteht aus einer in drei Teile geteilten Platte. Der mittlere Teil klappt nach hinten, um einen Spiegel freizulegen, der sowohl dazu dient, die Person zu spiegeln, als auch die Rückseite der Stickerei zu zeigen. Die beiden seitlichen Teile klappen seitlich auf und dienen sowohl als Deckel für die darunter liegenden Fächer als auch als Ablageflächen. Das linke Fach enthält eine herausnehmbare Schachtel mit einem Scharnierdeckel zur Aufnahme von Toilettenartikeln: Flakons, Dosen usw. Das rechte Fach ist ebenfalls mit einem zusätzlichen Scharnierdeckel verschlossen und diente zur Aufbewahrung der Perücke. In der Blende befinden sich: links zwei falsche Schubladen, in der Mitte ein ausziehbarer Zug zum Abstellen des Kerzenleuchters und darunter eine kleine Schublade, rechts zwei kleine Schubladen, von denen die obere falsch ist und die untere ein Fach für Tintenfässer enthält. Die Coiffeuse im 18. Jahrhundert war immer ein luxuriöses Möbelstück, das mit exotischen Hölzern eingelegt war; aber nicht immer mit vergoldeten Bronzen verziert, außer bei den wertvollsten Modellen, wie diesem hier.
Dieses Möbelstück ist hauptsächlich mit Rosenholz (einer Palisandersorte) furniert, einem seltenen und teuren Holz, das heute fast ausgestorben und durch das Kyoto-Protokoll geschützt ist.
An diesem Möbelstück befinden sich sowohl der Stempel des Meisters als auch der der Jurande (Garantiesiegel, das auf Qualitätsprodukte aufgebracht wird, die von den Juroren der Korporation genehmigt wurden).
Kurze Biografie des Künstlers:
Deutscher Herkunft, ließ er sich vor 1770 in Paris im Faubourg Saint-Antoine nieder, dann in der Rue des Saints-Péres und schließlich in der Rue du Petit-Lion-Saint-Germain. Der Prinz von Condé war sein wichtigster Kunde, für den er verschiedene Residenzen ausstattete. Er verstand es, sich an den Wandel der Stile anzupassen und blieb stets auf dem neuesten Stand und in Mode.
Bibliographia:
„Le Mobilier Français du XVIII° Siècle“, Pierre Kjellberg, Paris 1989, S. 679-685
„Il mobile francese“, Alexandre Pradère, Mailand 1989, S. 435
„Vergoldete Bronzen“, Vol. I, Hans Ottomayer/Peter Pröschel, München 1986
„Les bronzes dorés français“ Pierre Verlet, Paris 1987
„Arredi del Settecento“, AA.VV., Modena 2003, Konstruktionstechniken, Essay von Pierdario Santoro, S. 295
„L’estampille“, in „l’informatore Europeo“, Rubrik „Schede tecniche d’antiquariato“, herausgegeben von Pierdario Santoro, erster Teil Nr. 192 vom 09/2010 und zweiter Teil Nr. 193 vom 10/2010
Museen:
Musée des Arts Décoratifs de Paris
Musée Carnavalet de Paris
Musée du Louvre de Paris
Musée Lambinet de Versailles